358. Der Prinzessinberg bei Warin.

[272] An der Straße von Warin nach Blankenberg liegen rechts zwei durch einen Hügel getrennte Seen, links ein Höhenzug, zu welchem der dem Rübensee gegenüber liegende sogenannte Prinzessinberg gehört. Dieser ist so reich an Steinen, daß fast alles Material zum Bau der Wismar-Warin-Brüler Chaussée aus ihm entnommen wurde, ohne daß eine Abnahme zu verspüren war. Auf dem Berge[272] stand der Sage nach in alten Zeiten ein Schloß, dessen letzter Besitzer nur eine Tochter hinterließ. In diese verliebte sich ein Zauberer, aber die Prinzessin liebte schon einen Andern und schlug den Zauberer aus. Aus Rache verwünschte er sie in eine Höhle im Berge. In der ersten Mainacht zwischen 12 und 1 Uhr verläßt sie den Berg, um mit goldenem Eimer aus dem Rübensee Wasser zu holen. Wenn ein Jüngling in der Zeit sie so lange festhält, bis es Eins geschlagen, kann sie erlöst werden. Ein Schäfer war nahe daran, dies zu vollbringen, aber da umringte ihn so viel Gethier von Schlangen, Drachen und Kröten, daß er entsetzt losließ.


Sophie Brunow.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 272-273.
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