365. Erlösung von drei Frauen.

[276] In einem Dorfe war ein junges Mädchen auf dem Hofe als Wirthschafterin. Vor der standen, wo sie auch war, drei Frauen. Sie wollte sie gern los sein und setzte eine kleine Dirne vor sich.[276] Die wurde aber bei Seite geschoben und die Drei standen wieder vor ihr. Endlich fragte sie die Eine, was sie von ihr wollten? Da antwortete die, sie wären drei Schwestern, die sie erlösen sollte. Sie solle nach einem bestimmten Platze im Holze kommen, da würden sie auch sein. Dann sollte sie das Lied ›Jesu, Ruh der Seelen‹ lernen; die ersten drei Verse solle sie beten; den letzten wollten dann die Drei beten. So geschah es auch, und wie die Drei den letzten Vers gebetet hatten, sagte die Eine ›Jetzt sind wir erlöst; wenn du das nicht gethan hättest, so hätten wir warten müssen, bis eine Eiche umgehauen worden wäre, die weder Sonne noch Mond beschienen, aus der eine Wiege gemacht würde, in der ein Mädchen, Namens Lucie, groß gewiegt worden. Dann forderten sie das Mädchen auf, mit ihnen nach dem Kirchhof zu kommen, da wollten sie ihr einen großen Schatz geben. Das wollte aber das Mädchen nicht thun, sondern ging still nach Hause. Von dem Schatz hat man nie wieder was gehört.‹


Aus Parchim, durch Gymnasiast Behm.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 276-277.
Lizenz:
Kategorien: