389. Der Burgwall im Teterower See.

[293] Im Teterower See ragen zwei Inselchen ziemlich hoch aus dem Wasser hervor. Die größere von beiden führt den Namen Burgwall und ist zum Theil mit dichtem Gebüsch bewachsen; die hohen Pyramidenpappeln auf derselben sind weithin sichtbar.

Vor langer Zeit stand auf dem Burgwall ein Schloß. Eines Morgens war das Schloß verschwunden, und man glaubte, daß es in die Erde hinabgesunken sei. Am Johannistage zwischen 12 und 1 Uhr Mittags sah man manchmal eine Oeffnung in der Erde; und wer dahineinging, der fand die einstigen Bewohner des Schlosses in einem Gemach beisammen – ein Kindlein in einer goldenen Wiege liegend – in tiefen Schlaf versunken. Mit dem Schlage 1 Uhr that sich dann die Oeffnung wieder zu; und wer in das Gemach gedrungen und vor 1 Uhr nicht wieder zurückgekehrt war, der schlief drinnen, bis sich einmal wieder am Johannistage die Erde aufthat.


Seminarist Mohr aus Teterow.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 293.
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