399. Burg Stüvendorf.

[300] Aus dem jetzigen Vietlübber Felde, unweit Lübz, stand früher das Dorf Stüvendorf und neben demselben lag eine Ritterburg. Der letzte Ritter von Stüvendorf lebte in Fehde mit einem Ritter auf Wangelin. Dieser schlich sich als Bauer verkleidet in Stüvendorf ein, zündete des Nachts die Burg an und tödtete den aus dem brennenden Hause herauseilenden Stüvendorfer; er selbst wurde von dessen Leuten erschlagen und verbrannte mit der Burg.

Die Kirche von Stüvendorf stand noch lange, nachdem Burg und Dorf zerstört worden. Ihre Glocken zeichneten sich durch ihren schönen Klang aus. Im dreißigjährigen Kriege wollten die Schweden des Nachts die Glocken stehlen und sie zu Kanonen umgießen lassen. Wie sie sie aber vom Glockenstuhle herabnehmen wollten, setzten sich die Glocken von selbst in Bewegung und läuteten Sturm. Die Bauern aus den benachbarten Dörfern eilten mit Hacken und Aexten herbei und zwangen die Schweden, unverrichteter Sache die Flucht zu ergreifen. Um für die Zukunft die Glocken zu sichern, brachte man sie nach Vietlübbe, wo man bald eine neue Kirche baute, nachdem die Stüvendorfer schon baufällig geworden.


J.G.C. Ritter bei Niederh. 2, 89 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 300.
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