2.

[308] Auf dem Berge soll früher eine Raubritterburg gestanden haben. Der Raubritter brachte die Tochter des Edelmanns auf Steinhausen in seine Gewalt und warf sie, da sie ihm nicht zu Willen sein wollte, in den tiefsten Kerker, wo sie bald starb. Der Vater nahm Rache durch Zerstörung der Burg. Der Schatz des Räubers, darunter eine goldene Wiege, die vom Teufel bewacht wird, liegt noch in dem Berge. Ein Schäfer, der ein Neujahrskind, d.h. in der Neujahrsnacht zwischen 12 und 1 Uhr geboren war und daher Geister sehen konnte, sah oft Abends im Sommer einen Mann in altfränkischer Kleidung, mit einem Schlüsselbunde am Gürtel und einer Laterne in der Hand, vorbeieilen und in der Ferne verschwinden. Einmal redete er ihn an, bekam aber keine Antwort. Da sagte er ›Guter Freund, so möge dir denn unser lieber Herrgott helfen und gnädig sein.‹ Da sprach der alte Mann ›Du hast mich erlöst! Ich war Gefangenwärter auf der Neuburg, und zur Strafe dafür, daß ich das unschuldige Fräulein nicht erhörte, sondern statt aller Hilfe sie auf den Teufel verwies, mußte ich nach meinem Tode hier wandern, bis mich ein Mensch erlöst, wie du gethan.‹ Damit war er verschwunden und wurde nicht wieder gesehen. Der Schäfer aber starb bald darauf.


Niederh. 3, 240 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 308.
Lizenz:
Kategorien: