427. Die letzten Ritter von Stave.

[317] Die letzten Stammhalter des Rittergeschlechtes von Stove oder Stave, nach welchem Stavenhagen benannt ist, waren zwei Brüder, von denen der eine auf Stavenhagen, der andere auf Ivenack wohnte.[317] Sie hatten eine einzige Schwester, die oftmals zwischen ihnen vermittelnd eintrat. Einst aber bei einer Zusammenkunft geriethen sie in so heftigen Streit, daß sie die Schwerter gegen einander zogen. Die Schwester warf sich zwischen sie und wurde von den eigenen Brüdern durchbohrt. Verzweifelnd schwuren sie, sich niemals mehr auf Erden wiederzusehen. Als sie aber alt geworden, regte sich doch die Sehnsucht nach Versöhnung. Da sie ihren Schwur nicht brechen wollten, ließen sie einen unterirdischen Gang zwischen Stavenhagen und Ivenack, unter dem Ivenacker See, anlegen, um sich unter der Erde zu sehen und zu versöhnen. Kaum aber hatten sie sich die Hände gereicht, als die Decke einbrach und sie unter ihrem Schutte begrub. Die vermauerten Oeffnungen des Ganges sind noch heute erhalten.


R. Samm bei Niederh. 4, 159 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 317-318.
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