434. Entstehung des Hospitals zu Stargard.

[323] Eine Prinzessin fuhr einmal nach der Burg Stargard hinauf und traf zwei junge Leute, die ein Grab machten. Sie fragte, für wen es sein solle und bekam die Antwort, für den dabeistehenden alten Mann, ihren Vater. Als die Prinzessin sich verwundert weiter erkundigte, warum sie jetzt schon ein Grab machten, da der Vater ja doch noch lebe, so erwiderten sie ganz kaltblütig, daß der Alte nicht mehr sein Brot verdienen könne und nach altem Herkommen und dem alten Sprüchwort:


›Krup unner, krup unner,

De Welt is di gramm!‹


hier eingebudelt werden solle. Da entsetzte sich die Prinzessin und befahl augenblicklich davon abzustehen; auch werde sie Sorge tragen, daß diese barbarische Sitte aufhöre. Und sie hielt Wort. Sie stiftete das noch heute stehende Hospital oder Armenhaus der Stadt Stargard.


F.C.W. Jacoby bei Niederh. 4, 84.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 323.
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