435. Die Goldmünze in Burg Stargard.

[323] In einem Keller der alten Burg bei Stargard herrschte früher ein eigenthümliches Leben und Treiben. Viele vernahmen es, aber Keiner wagte es hineinzugehen. Man glaubte, es sei eine Münzerwerkstätte darin. Endlich bewog man einen zum Tode verurtheilten Verbrecher hineinzugehen, um sich zu überzeugen, was dort passire. Käme er lebendig wieder heraus, so solle ihm das Leben geschenkt sein. Er wagt den schweren Gang und findet drei Männer an einem Tische sitzen, worauf lauter Schreibgeräthschaften liegen. Sie fragen,[323] was er will, und er berichtet offen den Zweck seines Kommens. Sie sagen ihm, er könne wieder seiner Wege gehen; da bittet er aber, daß man ihm ein Zeichen mitgebe, woran die da oben erkennen könnten, daß er wirklich da unten bei ihnen gewesen sei. Hierauf machen sie ihm drei Kreuze auf die Hand und sagen, er sei nun gezeichnet genug. Damit steigt er wieder ans Tageslicht hervor und er wird, obwohl er von dem geheimnißvollen Treiben da unten keine Kunde bringt, doch begnadigt.


F.C.W. Jacoby bei Niederh. 4, 247 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 323-324.
Lizenz:
Kategorien: