442. Der Burgwall im Groß-Radener See.

[327] Ein alter Mann in Witzin erzählte: Mein Vater, der Weber in Neukrug war, brachte einmal Leinwand nach Groß-Raden. Als er über die Purmühle, bei der es nicht geheuer sein soll, kommt, nähert sich ihm ein alter Kriegsknecht in sonderbarer Kleidung. Er schien von dem Burgwall, der am nordöstlichen Ende des Sees liegt, hergekommen, war an den Füßen mit blauen Strümpfen und Schnallenschuhen bekleidet, trug einen alten abgeschabten Spitzrock und auf dem Kopf einen dreieckigen Hut. ›Ich bin ein Kriegsknecht, der unter Carolus XII. gedient hat. Hier (er wies nach dem Burgwall) hat unser König sämmtliche Kanonen versenkt, die wir mit uns führten. Hast du einen Spaten, so will ich dir die Stelle zeigen.‹ ›Was geht das mich an?‹ sagte mein Vater und ging weiter. Als er etwa hundert Schritte entfernt war, drehte er sich um, aber da war der Alte spurlos verschwunden.


Seminarist G.P. aus Zarrentin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 327-328.
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