448. Das Rossewitzer Schloß bei Lage.

[332] Von dem Rossewitzer Schloß bis zur Recknitzer Kirche geht ein unterirdischer Gang, in welchem, wie auch im Schlosse selbst, es zu gewissen Zeiten erleuchtet ist. Wenn dies geschieht, sieht man im Schloß einen Mann umhergehen mit einem rothen Rock und dreieckigem Hut. Der Küster der Gemeinde wollte einmal den Mann sehen, bekam aber einen recht derben Schlag in den Nacken, als er die Thür aufmachte. Ebenso erging es auch einem Gendarmen.

So zeigt sich auch öfter eine Frau an dem Fenster einer bestimmten Stube des Schlosses. 1826 sah sie der damalige Statthalter[332] Wendhusen; er erzählte dies mehreren Leuten, und bald hatten sich viele vor dem Schloß eingefunden. Auch die Baronin – eine Witwe – sah sie und wollte einen der Zuschauer hinaufschicken, der die Frau vertreiben sollte. Als der aber nicht wollte, sagte sie: ›So will ich hinaufgehen, ich fürchte mich vor dem Herrn Teufel nicht.‹ Sie ging hinauf, konnte aber nichts sehen. Als sie nun ihre Leute, die unten standen, fragte, ob die Frau noch zu sehen sei, wurde ihr zur Antwort, sie sähe mit ihr aus einem Fenster. Die Frau machte jetzt zu den Leuten drei Verbeugungen und verschwand.


Seminarist G. Rühberg.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 332-333.
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