451. Der Trommelschläger von Wismar.

[333] In Wismar wurde ein Trommelschläger zum Tode verurtheilt. Es ging nun von dem Franziskanerkloster ein unterirdischer Gang[333] nach St. Jakob, dessen Eingang ich als Knabe in der ›Großen Stadtschule‹ noch täglich sah und der später vermauert wurde. Der Stadtcommandant änderte das Urtheil aber dahin: der Trommelschläger solle in diesen Gang hineingehen und das Ende desselben aufsuchen, dabei immer trommeln. Komme er mit dem Leben davon, so solle er begnadigt sein, denn man war neugierig, zu wissen, ob er wirklich nach St. Jakob führe und in welcher Richtung, und man wolle daher dem Schall der Trommel folgen. Der Trommelschläger ging hinein. Von der ABC-Straße, der Altböterstraße bis zum Markt hörte man die Trommeltöne. Auf dem Markt aber verschwanden sie und der Trommelschläger blieb auch verschwunden. Zu gewissen Zeiten soll der Trommelschall sich noch hören lassen.

In der Hohen-Straße zu Wismar soll sich bis zur Neustadt von der St. Georgen-Kirche ab in gewissen Nächten ein schwarzer Pudel zeigen, mit glühenden Augen und großen Zähnen, weshalb man diese Straße zu Mitternacht meidet.


Von Lehrer Struck in Waren, der diese Sage als Knabe von einem alten Manne hörte; vgl. Temme, Volkssagen der Altmark 4.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 333-334.
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