467. Der Name von Godendorf.

[342] Das Dorf Godendorf bei Fürstenberg hat früher einen andern Namen gehabt, aber einen recht häßlichen, unanständigen, so daß ich ihn hier anstandshalber gar nicht nennen kann. Als einst einer unserer meklenburgischen Herzöge durch dies Dorf fuhr, da fragte der leutselige hohe Herr ein junges, am Wege stehendes Mädchen ›In wat för 'n Dörp bün ik hir?‹ was so viel heißen sollte: wie der Name des Dorfes sei, worin er sich befinde. Das gewitzigte Mädchen, das des Landesfürsten Frage ganz richtig verstand, aber zu schamhaft war, ihres Dorfes häßlichen Namen zu nennen, that, als verstehe sie anders und erwiederte schnell gefaßt ›In 'n goden Dörp!‹ Dem Herzog, der den wahren Namen des Dorfes wohl kannte und das Mädchen nur auf die Probe hatte stellen wollen, gefiel diese gute Antwort so sehr, daß er befahl, das Dorf solle von nun an statt seines alten häßlichen Namens den Namen ›Godendörp‹ führen, woraus denn später Godendorf entstanden ist.


Niederh. 4, 258; vgl. NS. 37.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 342.
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