3. Wie sich die Teterower einen großen Hecht aufbewahrten.

[348] Als einst die Fischer einen gewaltigen Hecht von seltener Größe in dem Teterower See gefangen hatten, berathschlagten Rath und Bürgerschaft, wozu man diesen herrlichen Fisch am besten und würdigsten verwenden könne. Nach vielem Grübeln und Hin- und Herreden, kam man endlich dahin überein, ihn bis zum Königsschusse aufzuheben und dann zu verspeisen. Da diese Festlichkeit aber erst nach einiger Zeit stattfinden sollte und der Hecht bis dahin nicht außer Wasser bleiben konnte, so beschloß man, ihm eine Klingel umzuhängen und dann ruhig wieder in den See zu setzen, da man ja, wenn er gebraucht werden solle, ihn nun immer leicht wieder fangen könne. Gesagt, gethan; dem großen Hechte wurde also eine Schelle umgehängt und er nun wieder in den See gethan. Aus[348] größerer Vorsicht schnitt man überdies auch noch an der Stelle ein Zeichen in den Kahn, wo er in das Wasser gelassen worden war. Bis jetzt aber haben die Teterower ihren schönen Hecht noch immer nicht wieder finden können und vergebens nach seiner Klingel gehorcht, die er, wie Viele meinen und es auch wahrscheinlich ist, sich wohl sofort von seinem glatten Körper abgestreift haben wird. Auch das eingeschnittene Merkmal am Kahn hat sich als unprobat erwiesen.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 348-349.
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