478. Das Altarbild der Kirche zu Benzin.

[351] Die Kirche zu Benzin bei Lübz hat ein geschnitztes Altarbild, einen Gekreuzigten und andere Holzfiguren darstellend, durch welches von oben bis unten ein etwa zwei Finger breiter Riß hindurchgeht. Darüber erzählt man Folgendes. Den Altar hatte ein Lehrbursche[351] mit großer Kunst gemacht; sein Meister aber stach ihm aus Aerger die Augen aus. Der geblendete Bursche machte hierauf einen augenlosen Kopf aus Holz und brachte ihn unter dem Kreuzesstamme am Altare an. Den Altar schenkte ein Viehhändler der Kirche zu Benzin mit der Bedingung, daß er unter dem Altar begraben werde. Als die Amtsherren aus Lübz den Altar sahen, gefiel er ihnen so gut, daß sie meinten, er sei für eine Landkirche zu schön und müsse nach Lübz in die Kirche kommen. Er ward auf einen Wagen geladen, den vier Pferde zogen. Aber draußen vor dem Dorfe stand der Wagen still. Man spannte noch zwei Pferde vor, auch das half nichts. Auf einmal riß mit starkem Knalle der Altar von oben bis unten, so daß die Amtsherren erschrocken beschlossen, umzukehren und den Altar an seine frühere Stelle zu bringen. Man spannte vier Ochsen an, die ihn wieder zurück zogen.


Küster Schwartz in Bellin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 351-352.
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