494. Die nächtliche Trauung in Hinrichshagen.

[361] An der Thür des Pastors von Hinrichshagen (bei Woldegk) klopfte es Nachts 12 Uhr einmal an, eine Kutsche mit vier Schimmeln hielt davor, und der Kutscher sagte zum Pastor, in der rothen Kirche warte ein Brautpaar, das er trauen solle. Der Pastor, wiewohl es ihm unheimlich zu Muthe war, stieg doch in die Kutsche. Als er an die Kirche kam, sah er sie hell erleuchtet, und als er eintrat, war sie voll Hochzeitsgäste und das Brautpaar stand am Altare. Der Pastor traute sie und ging wieder nach der Thür. Kaum war er draußen, so fiel dieselbe mit großem Krachen ins Schloß. Die Kutsche brachte ihn nach Haus, er stieg aus, und wie er kaum die Hausthür aufgemacht hatte, flog ein Sack mit Gold hinter ihm her, und der Kutscher rief ›Dat sælen Jug Gebüren sin.‹


W. Heyse in Leussow; vgl. Niederh. 2, 157 f., wo eine poetische Bearbeitung.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 361.
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