510. Die Glocke von Zahrensdorf.

[373] Die Kirche zu Zahrensdorf bei Boitzenburg hat drei Glocken, eine große, eine mittlere und eine kleine. Wenn alle drei zusammen klingen, tönt es ›Schad is, Schad is, dat de Lirjung dod is.‹ An die mittlere Glocke, die im Innern einige Blutflecken trägt, knüpft sich die Sage, daß der Glockengießer, nach mehreren vergeblichen Versuchen endlich so weit gelangt, dem Lehrling auf eine kurze Zeit die[373] Aufsicht überträgt, dieser den Hahn dreht und das Metall in die Form fließen läßt. Der Guß geräth; als die Glocke probirt wird und einen wunderschönen Klang hat, sagt der Meister, der etwas entfernt steht, um den Ton besser beurtheilen zu können ›Jk hür den Vagel woll singen, dat schall em æwerst nich gelingen‹ und ersticht im Zorn und aus Neid den Lehrling. Etwas von dem Blute spritzt an die Glocke, und auch wenn man es abschaben will, kommt es immer wieder zum Vorschein.


Seminarist Ahrens.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 373-374.
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