512. De Klock hett twölw.

[374] In Hagenow ruft der Nachtwächter, wenn es Mitternacht schlägt ›De Klock hett twölw – Twölw is de Klock;‹ dagegen wenn es Zehn schlägt ›De Klock hett tein slagen, tein is de Klock‹ und so auch bei den andern Stunden. Daß er bei der Mitternachtstunde eine Ausnahme macht, hängt so zusammen. Als die Stadt Hagenow zuerst einen Nachtwächter anstellte, wurde ihm aufgetragen, seinen Stundenruf beim alten Rathhaus, das in der Nähe der Kirche lag, zu beginnen. Schon hat er die zehnte und elfte Stunde gerufen. Nun schlägt es Zwölf und er ruft ›De Klock hett twölw slagen!‹ ›Wat hett de Klock slagen?‹ ruft da eine sonderbare Stimme aus dem Schallloch des Thurmes. Der Nachtwächter erschrickt, faßt sich aber und erwidert ›Twölw hett de Klock slagen.‹ Wie er aber ›slagen‹ sagt, fühlt er einen heftigen Schlag am Kopfe. Er geht nach Hause, wird[374] krank und ist nach drei Tagen todt.1 Seitdem ruft jeder Nachtwächter in Hagenow nur ›De Klock hett twölw –.‹


Ad. Vitense; nach Aufzeichnung von Fr. Westendorff ruft Jemand hinter dem Nachtwächter »Du sast nich ›slagen‹ raupen.« Als er zum zweitenmal es thut, wiederholt sich der Anruf und beim drittenmale erhält er den Schlag.

1

Nach Vitense schon am nächsten Abend.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 374-375.
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