517. Die Glocken von Lähnwitz.

[377] Auf dem Kirchhofe zu Lähnwitz bei Dobbertin soll früher eine Kirche gestanden haben. Bei der Zerstörung derselben kamen die Glocken in den nahe gelegenen See. Alle Jahre am Johannistage Mittags 12 Uhr tauchen sie aus dem See auf und bleiben bis 1 Uhr am Ufer. Gänsehütende Kinder hingen einst ihre Brottücher zum Trocknen auf die Glocken. Diese waren dadurch festgebannt. Als es 1 Uhr war, fingen sie laut an zu summen. Den Kindern wurde bange, sie nahmen ihre Tücher von den Glocken und liefen weg. Die Glocken aber gingen unter hellem Klingen in den See zurück.

Vor mehreren Jahren hat man den See durch Ablassen des Wassers zu einer Wiese gemacht, aber keine Glocken gefunden.


Küster Ulbrich in Zehna, aufgezeichnet durch Küster Schwarz in Bellin. – Nach Aufzeichnung von Marie W. in Schwerin heißt der Acker, auf welchem die Kirche stand, noch jetzt Kapell-Acker. Die Einwohner versenkten die Glocken während eines Krieges.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 377.
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