521. Der Glockenguß in Gaarz.

[379] Als die Gaarzer Kirchenglocken gegossen wurden, so erzählen die Gaarzer und ich glaube sogar, das Kirchenbuch berichtet davon, konnte der Meister mit dem Guß nicht zu Stande kommen. Er hatte aber einen Lehrling, der ein pfiffiger, kluger Junge war. Dieser machte sich heimlich ans Werk und vollendete glücklich allein den Guß. Als nun die Glocke, aufs Beste vollendet, hinaufgewunden wird auf den Glockenstuhl des Kirchthurms, da faßt der Dämon des Neides den Meister, und er stößt seinen Lehrjungen vor Zorn über dessen gelungenes Werk aus einem der Schalllöcher des Kirchthurms hinaus, daß der Unglückliche augenblicklich, vom Fall zerschmettert, seinen Geist aufgibt. Seit der Zeit geht die Gaarzer Glocke immer:


›Schad is

Bar is

Dat de Lirjung dod is!‹


Fr. H. in Wustrow. Dieselbe Sage und der gleiche Vers (mit der Abweichung ›Schad is, Schad is, dat de Lirburs dod schlagen is‹) von einer Kirche am Malchiner See durch Stud. Reimers in Rostock.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 379.
Lizenz:
Kategorien: