528. Die Glocke in Schwaan.

[385] Zur Zeit der französischen Kriege lag ein französischer Officier bei einer Witwe in Schwaan im Quartier. Als er zur Schlacht ausziehn mußte, übergab er ihr eine Summe Geldes mit der Weisung, es ihm aufzuheben; ein Jahr lang solle sie warten, sei er dann nicht zurückgekehrt, so solle das Geld ihr gehören. Das Jahr verging und er kam nicht. Da schenkte sie von dem Gelde der Kirche eine Glocke und behielt das Uebrige als Nothpfennig für sich. Nach längerer Zeit kam unerwartet der Officier zurück. Wie er aber seinen Fuß über die Feldmark der Stadt setzte, tönte die Glocke von selbst bis er im Hause der Witwe war. Diese gestand erschreckt was sie gethan und händigte ihm das übrige Geld ein. Der Officier erklärte, daß er ganz damit einverstanden sei. Als er sie verließ, läutete die Glocke aufs Neue und so lange, bis er die Grenze des Stadtgebietes erreicht hatte.


Lehrer Fr. Haase in Rostock.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 385.
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