530. Die Glocke in Recknitz.

[385] In dem Dorfe Recknitz herrschte schon lange die Sitte, daß das Weihnachtsfest mit Glockenklang eingeläutet wurde. Zuletzt aber wurde die Gemeinde nachlässig darin und schließlich unterblieb es ganz. Da einst in der Mitternachtsstunde der Weihnacht erscholl vom Thurme das gewohnte Läuten. Der Küster lief eiligst zum Pfarrer, Beide bestiegen den Thurm und sahen nun einen weißen Stier, der das Glockenseil zog. Es wurde ein Strang herbeigeschafft, um das wunderbare Thier vom Thurme herabzugeleiten und dieses stieg auch willig die Treppe hernieder. Unten angekommen, war es plötzlich verschwunden.


A. Brümmer.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 385-386.
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