547. Der Kreuzensee bei Schwaan.

[395] Beim Kreuzensee, der an der von Schwaan nach Rostock führenden Landstraße liegt, ist es nicht richtig. Zwei Schwaaner kamen einst in der Johannisnacht – der Vollmond schien – von Rostock gefahren. Plötzlich scheuten die Pferde und wollten nicht vorwärts und nun sahen die Beiden es aus der Ferne weiß herantanzen. Es waren sieben weißgekleidete Mädchen, mit Kränzen in den Haaren, die einander bei den Händen hielten. Wirbelnd und kreiselnd schwebten sie jetzt unmittelbar den Pferden vorüber über den Weg und dann dem Kreuzensee zu, in dessen Wassern sie verschwanden. Gerade in diesem Augenblick schlug die Uhr auf dem Schwaaner Thurme Zwölf und nun gingen auch die Pferde plötzlich im Sprunge vorwärts.

Zu andern Zeiten hat man auch um Mitternacht eine mit Vieren bespannte Kutsche in wildem Galopp von der Höhe herjagen und dann im Kreuzensee verschwinden sehen.


C.W. Stuhlmann in Schwaan.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 395.
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