549. Der Teufelssee bei Güstrow.

[396] Eine halbe Meile von Güstrow, an der von dort nach Teterow und Krakow führenden Chaussée, liegt, von hohem Nadelholze umgeben, ein kleines Wasser, der sogenannte Teufelssee. Derselbe soll früher festes Land gewesen sein und darauf ein kleines Kirchlein gestanden haben. Dies Gotteshaus aber wurde, wie die Alten erzählten, durch seine eigenen Diener entweiht, und deshalb verschwand es von der Oberfläche der Erde. Es sollen nämlich einmal Mönche in der Sacristei dieser kleinen Kirche arg gehaust, geschwelgt und gezecht, kurz, das Haus des Herrn auf die roheste und gemeinste Weise entweiht und verunreinigt haben. Darob entbrannte Gottes Zorn er sendete den Teufel aus, sich die pflichtvergessenen Priester zu holen und mit ihnen in die Hölle zu fahren. Als dies geschehen, da that sich die Erde auf, und tief, tief in dieselbe versank auf immer das Kirchlein; an seiner Stelle aber entstand der Teufelssee. Bei stillem Wetter, wenn Alles ruhig in Gottes Natur und kein Lüftchen sich regt, dann soll man noch jetzt oftmals, jedoch nur an gewissen Tagen, tief unten im See die Glocken der versunkenen kleinen Kirche läuten hören.


Niederh. 2, 97 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 396-397.
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