551. Die Nebelnixe.

[398] Bei Gülzow, etwa hundert Schritte von der Nebel entfernt, sieht man noch deutlich die Wallüberreste einer Burg. Der letzte Ritter von Gülzow liebte die in der Nebel wohnende Nixe leidenschaftlich und sie wurde sein Weib, das ihm zwei liebliche Töchter gebar. Einstmals ward er in seiner Burg von Feinden überfallen und alle seine Mannen niedergehauen. Es gelang ihm, mit Frau und Töchtern durch ein Hinterpförtchen zu entkommen. Aber die Feinde gewahrten es und verfolgten ihn. Da stürzte er sich mit ihnen, um der Gefangenschaft zu entgehen, in die Nebel, in welcher[398] er und seine Töchter den Tod fanden. Sein Weib aber, die Wassernixe, mußte fortleben; sie klagte unaufhörlich um die Verstorbenen. Noch jetzt kann man in stillen Nächten ihre Klagelieder aus dem Flusse herauf tönen hören, oder sie klagend auf dem Burgwalle bei Gülzow umherwandeln sehen.


Niederh. 3, 121 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 398-399.
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