1.

[400] In den Gahlenbeker See (in der Nähe von Friedland) streckt sich eine wahrscheinlich künstliche Landzunge bis etwa in die Mitte hinein. Dieselbe heißt die Teufelsbrücke und soll der Rest einer vom Teufel erbauten, aber unvollendet gelassenen Brücke sein. Ein Schäfer mußte die Heerde immer um den ganzen See herumtreiben, um zur Weide zu gelangen; das war ihm immer sehr ärgerlich und unter Fluchen wünschte er sich einst, daß eine Brücke über den See ginge. Kaum hat er den Wunsch geäußert, als ein Mann sich zu ihm gesellt, der ihm unter der Bedingung, daß er (der Schäfer) ihm angehören wolle, in einer Nacht, bis der Hahn dreimal gekräht hat, eine Brücke herzustellen verspricht. Der Schäfer ging auf den Vorschlag ein. Des Abends, als er heimgekehrt, erzählt er es seiner Frau. Die sagte gar nichts, sondern ging um Mitternacht in den Hühnerstall und weckte den Hahn. Der meinte, es sei schon Morgen und krähte dreimal. Das hörte der Teufel, der mit seiner Arbeit noch nicht fertig war, und zornig fuhr er durch die Luft von dannen, ohne die Brücke zu vollenden.


Fräulein W. Zimmermann in Neu-Strelitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 400.
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