558. Die Nixe im Glambecker See.

[403] Der Glambecker See bei Neu-Strelitz, jetzt nur von Kieferholz umgeben, war einst von herrlichem Eichen- und Buchenwalde umwachsen und enthielt die trefflichsten Fische. Zwei Grenznachbarn stritten um den Besitz des Sees, bis durch Rechtsentscheid er dem einen zugesprochen wurde. Da ergrimmte der andere und ließ in der Nacht alle Bäume am Ufer fällen und in den See werfen, so daß die Aeste zum Theil bis an die Oberfläche des Wassers ragten. Noch jetzt werden mächtige Eichenstämme, hart und kohlschwarz, aus dem See zu Tage gefördert, die die Tischler in Neu-Strelitz zu allerhand Zierraten verarbeiten.

Die Nixe des Sees aber forderte Sühne, denn die Fische des Sees waren sämmtlich gestorben. Daher begehrt sie alljährlich ein Menschenleben. Vorher zeigt sie sich in früher Morgenstunde vor Sonnenaufgang, da haben Fischer und Bleicher sie schon oft gesehen.


Fräulein W. Zimmermann; vgl. Niederh. 3, 1.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 403.
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