570. Die ewige Blüse auf dem Salzhaff.

[409] Der Meerbusen, den die Insel Poel mit dem gegenüberliegenden Gebiet von Wismar und den anliegenden Ortschaften bildet, heißt das Salzhaff; insbesondere jedoch wird der Meeresarm, der tief in die Insel Poel einschneidet, Salzhaff oder Kirchsee genannt. Die See hat nun hier wie an anderen Fischen, so besonders an Aalen einen großen Reichthum. In ganz stillen Sommernächten, wenn die See vollkommen klar und ruhig ist, dann ist das Wasser von vielen Kähnen bedeckt, die auf eisernen Rosten ein helles Kienfeuer unterhalten. Nun geht auf Poel die Sage, daß selbst im Herbst bei unruhigem Wetter eine Blüse auf dem Salzhaff und besonders in der Nähe von Weitendorf gesehen werde, und es heißt dann bei den Leuten ›Hei (der Teufel) blüst uppen Dannenborn.‹ Man glaubt aber, daß es die Fischer von Weitendorf sind, die auch bei unruhigem Wetter aufs Blüsen ausgehen.


Primaner J. Hempel aus Poel.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 409-410.
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