578. Der Plessenkirchhof zwischen Sternberg und Brüel.

[415] Früher führte von Brüel nach Sternberg eine gewöhnliche Landstraße. Etwa 1/4 Meile von Sternberg liegt an der einen Seite der Wustrower See, auf der anderen ein wüster unbebauter Fleck, etwa 30 Quadratklafter groß. Nur hin und wieder findet sich auf demselben ein Dornbusch oder eine Haselstaude. Namentlich aber sind es zwei große, mächtige Eichen, die dem Wanderer in die Augen fallen. Sie stehen sich gegenüber, etwa fünfzig Schritte von einander entfernt. Dieser öde Fleck heißt im Munde des Volkes ›der Plessenkirchhof‹. Damit soll es folgende Bewandtniß haben. Es wohnten vor Zeiten in dieser Gegend zwei Brüder von Plessen, die sich tödtlich haßten. Nun trafen sie einmal auf der Jagd zusammen und beschlossen, sich gegenseitig zu erschießen. Sie stellten sich unter die beiden Eichen, drückten zugleich ab und fielen Beide tödtlich getroffen. Sie wurden unter den beiden Eichen begraben. Aber auch im Grabe hatten sie keine Ruhe. Sie sollen Mittags um 12 Uhr Hirtenknaben[415] mit angelegter Flinte erschienen sein, Wanderer in den Wustrower See irregeleitet und Fuhrleute bis zu dem Kreuzwege bei Kobrow verfolgt haben und dann plötzlich verschwunden sein.


Gymnasiast M. Kliefoth; vgl. L. Kreutzer bei Niederh. 4, 183 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 415-416.
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