580. Die Elendseichen.

[416] In der Nähe des Dorfes Suckow bei Crivitz stehen drei Eichen, von deren einer aber nur noch die Wurzel zu sehen ist, bekannt unter dem Namen ›Elendseichen‹. Nicht weit davon lag ein Hof, der Hahnenkamp genannt, von einem Manne Namens Hahn bewohnt. Zu diesem reichen Manne kam einst ein Armer und erbat sich eine Gabe. Der Reiche aber nahm seine Hundepeitsche und jagte ihn vom Hofe. Es war grade ein Gewitter im Anzuge; da bat der arme Mann zum lieben Gott, er möchte das Gewitter in das Haus des Hartherzigen schlagen lassen. Wie er bei den Eichen angekommen ist, sieht er den Hof des Reichen in Flammen stehen und diesen aus dem Hofe nach den Eichen zueilen. Ein zweiter Blitzstrahl tödtet den Armen und den Reichen, die beide unter den Eichen begraben wurden.


Aufzeichnungen von Präpositus Schencke und Gymnasiasten Friedr. Kliefoth; vgl. Niederh. 1, 29 und 4, 85 ff. Studemund Nr. 30, 2. Ausg., S. 267. Es wird auch erzählt, daß der Arme Gott gebeten habe, ihn aus der Welt zu nehmen. Wie er auf den Knien daliegt, kommt der Reiche, dessen Haus der Blitz getroffen, um sich das Leben zu nehmen. Er sieht den Armen auf seinen Knien liegend, steht wie festgebannt und starrt ihn an. Nun fährt ein Blitz vom Himmel und tödtet Beide.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 416.
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