591. Der versteinerte Brautwagen.

[423] Ein junger Mann von dem Hofe Granzin bei Neustadt warb um ein Mädchen in der Nachbarschaft und erhielt auch das Jawort der Eltern. Das Mädchen mochte den Bräutigam nicht, aber es half ihr Alles nichts. Der Tag der Hochzeit wurde festgesetzt und der Brautwagen fuhr nach Granzin zu. Als der Zug auf den letzten Hügel kam, von wo aus man nach Granzin hinabblicken konnte, da wo jetzt das Dorf Barkow liegt, da beschwor sie ihre Eltern nochmals, sie nicht weiter zu führen. Niemand aber hörte auf sie, da sprach die Braut ›Nun so will ich den Himmel bitten, daß er mich gleich den Steinen mache, die hier herum liegen.‹ Und sofort saß sie, in eine Steinsäule verwandelt, neben ihrem Bräutigam. Da verfluchte der Vater den Bräutigam, daß er auch zu Stein werde. Und alsbald stand der Bräutigam sammt dem Wagen und den vier Pferden in Stein verwandelt da. – Nach und nach zerbrach der versteinerte Wagen und die Stücke wurden davon getragen. Nur die vier Pferde sowie Brautmann und Braut blieben liegen, bis in unserm Jahrhundert der Cossat, dem bei der Vererbpachtung der Acker zufiel, sie begrub, weil sie ihm im Wege lagen.


J.F. Giese bei Niederh. 1, 209 ff.; vgl. WS. 32 c.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 423.
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