607. Teufel holt eine Braut.

[433] Ein Bauernbursch aus der Nähe von Feldberg wollte ein Mädchen heiraten, von dessen Untreue während des Brautstandes man Manches munkelte. Als er sie nun einige Tage vor der Hochzeit fragte, ob sie ihm auch immer treu gewesen, rief sie aus ›Der Teufel soll mich holen, wenn ich es nicht gewesen.‹ Der Hochzeittag kam. Der Tanz war im besten Gange, als ein vornehmer Herr hereintrat und die Braut um einen Tanz bat. Der wurde bewilligt, aber immer wilder tanzte der Herr, endlich durch die Hausthür ins Freie und hoch in die Lüfte, wo er mit der Braut verschwand. Der Schäferknecht will gesehen haben, wie der Teufel mit der Braut die Hürde umtanzt, dabei immer mit ihr gegen Pfähle und Recke gefahren sei, daß ihr die Eingeweide heraushingen und an den Pfählen sitzen blieben, und als er sie endlich zu Tode getanzt, den Leichnam zur Erde geworfen und durch die Luft davon geeilt sei.


Niederh. 4, 9 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 433.
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