608. Die vier Parchimer Rathsherren.

[433] Es waren einmal vier Rathsherren in Parchim, die mit einander herzlich befreundet waren. Wenn sie nun zusammenkamen, so waren sie eifrig bestrebt, die Stadt zu betrügen, und weil sie sich gegenseitig halfen, richteten sie großes Unheil an. Als sie starben, konnten sie keine Ruhe finden, sondern sie hatten ihre Zusammenkünfte,[433] wie im Leben. Um 12 Uhr Mittags oder um Mitternacht sind sie zuweilen im ›Buchholze‹ sitzend und Karten spielend gesehen worden.


Seminarist Angerstein.


Ein Hirte aus Parchim hat die verstorbenen Rathsherren mal auf dem ›Patenberge‹ im Buchholze sitzen sehen. Ein Stuhl, an dem eine Sprosse fehlte, stand leer und sie sagten ihm, sobald dieselbe fertig sei, werde einer der damaligen Rathsherren sterben und von dem verstorbenen Rathskutscher über das Kreuzthor hinweggeholt werden. Der Hirte ging hin und erzählte die Geschichte dem Superintendenten Zacharias. Am nächsten Morgen ließ der Hofrath Bahlke Säcke in seinem Hause herunterwinden; einer fiel ihm in den Nacken und er starb bald darauf.


Gymnasiast Bölte, mündlich aus Parchim; vgl. Niederh. 2, 180 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 433-434.
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