1.

[434] Wo jetzt das Gasthaus von Weitendorf (bei Sternberg) steht, war früher schon ein solches, das aber abbrannte. Eines Abends saß der Wirth desselben mit zwei Gästen am Tisch und spielte Karten. Der eine Gast verlor viel Geld und gerieth darüber in ein arges Fluchen. Nach einiger Zeit trat ein Fremder herein und bat mitspielen zu dürfen. An ihn verlor der Gast auch viel Geld, das er unter Flüchen bezahlte. Um Mitternacht fiel dem Wirth eine Karte unter den Tisch. Als er sie aufhob, bemerkte er, daß der Fremde einen Pferdefuß und einen Krähenfuß habe. Da nahm er die Kreide und schrieb vor sich auf den Tisch ›Jesus Christus hat mich erlöst.‹ Der andre Gast, der nicht geflucht hatte, that dasselbe, der Flucher aber nicht. Da sprang der Fremde auf, packte den Gast am Kragen und fuhr mit ihm durch die Wand, an der eine große Stelle mit Blut bespritzt wurde. So oft man sie auch weißte, kam das Blut immer wieder zum Vorschein, und als das Haus abbrannte, blieb allein diese Wand stehen.


Von einem Seminaristen in Neukloster; vgl. zu dieser und den folgenden Erzählungen Müllenhoff Nr. 204. WS. 266.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 434.
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