2.

[443] Dor wir einmal ein ganz gefährlichen Röwer, de heit Papendöneke. De wahnt in ein grot Lock bi'n Ratzeborger See. De Wiwer, de hei rowt un de noch jung un schmuck wiren, müßten sin Fruens sin un wenn sei 'n Kind kregen, so makt hei dat Kind un de Mauder dod. De sœwte Fru had hei œwest tau leiw dortau un hei makt blot dat Kind dod un treckt de Köpp von de sœben Kinner up 'n Band un wenn de Köpp in 'n Wind klapperten un danzten, so danzt hei mit herüm un süng:


›So danzet hei,

So danzet hei,

So danzt dei Papendöneke

Mit sinen saeben Söneke.‹


De Fru schenkt hei vel Gold un schöne Kleder, dei hei de riken Koplüd afnamen hadd. Hei let de Fru ok na dei Stadt tau Mark gan, œwest sei had einen hogen Eid daun müßt, keinen Minschen wat tau verraden. Uppen Mark begegnet ehr ehr Brauder und frögt ehr, wo sei so lang west is un wo sei de schönen Kleder her hett un worüm sei so trurig utsüt. Wil sei em nu nicks verraden dörft, stellt sei sik an 'n groten Stein un klagt denn' ehr Led. De Brauder œwest stünn hinnen ehr un hürt Allens, wat sei den Stein klagt. Dunn köft sei sik 'n Fatt Arwten un streut de ut, bet sei tau Hus is. Da gan sei nu den Arwtenstripen na un finnen den Röwer in sin Lock un richten em.


Raabe, plattd. Volksbuch 141 f.; vgl. Müllenhoff S. 37. – Ad phrasin nostratium ›Enem Steen tho klagen‹ non solum superstitionem quandam deprehendimus, quoniam morbo affecti putant, per querelas malum in alium transferri; sed magis ad studium spectat sophisma, da Diejenigen, welche Räubern und Mördern geschworen hatten, keinem Menschen etwas zu sagen, pflegten ihr Leyd einem Stein zu klagen, doch so, daß es Menschen als von ohngefähr hörten. Vide in Historia Meckl. passus de famoso latrone Papedöncken. Selecta jurid. Rostoch. 3, 56.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 443-444.
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