618. Räuber Röpke.

[444] In den Stahlbergen bei Crivitz hauste ein berüchtigter und gefürchteter Räuber, Namens Röpke. Er fiel mit dem Rufe ›Röpk mit sin sœben Köpp uppen Disch‹, dem der Klang einer Glocke vorausging, die Vorüberziehenden an, die sich ihm willenlos ergaben. Einst sah ein Jäger, auf der Verfolgung eines Dachses begriffen, Röpke[444] kommen, versteckte sich hinter einen Baum und gewahrte nun, wie Röpke ungewöhnliche Bewegungen an der Erde machte und zuletzt in dieser verschwand. Er merkte sich die Stelle genau und begab sich mit andern Leuten, die Spaten und Aexte führten, dahin; aber Niemand konnte etwas von einem Eingange entdecken. Erst nach längerem Graben stieß man auf einen Gang, der zu einer großen Höhle führte. Hier fand man den Räuber, der nach harter Gegenwehr überwältigt und erschlagen wurde. In der Höhle stand ein Tisch, darauf eine von sieben Todtenköpfen umgebene brennende Lampe. Am Eingang der Höhle war eine Glocke angebracht, daran ein Strick befestigt, der zu dem Hohlweg führte. Auch war eine Tonne mit einer Flüssigkeit, die eine dicke Haut überzogen hatte, darin. Als man kostete, war es das schönste Bier, das man je getrunken. Seine Schätze liegen in einem Hügel zwischen den Stahlbergen und der Flakenfurth und brennen einmal im Monat, werden aber von einem schwarzen Hunde bewacht. Ein Schmied nahm einst trotz des Zähnefletschens des Hundes mittelst einer Stange ein paar Kohlen von dem Feuer weg, die sich am andern Morgen als Gold erwiesen.


Lehrer C. Struck in Waren; Niederh. 3, 236.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 444-445.
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