641. Der Pfahl auf dem Quetziner Felde.

[458] Wenn man von Plau nach Güstrow eine halbe Stunde auf der Chaussée geht, sieht man in der Nähe des Dorfes Quetzin auf der Feldmark einen Pfahl, über dessen Herkunft Folgendes erzählt wird.

Vor vielen Jahren lebte in Quetzin ein Büdner mit seiner Familie und seiner Mutter. Sein ältester Sohn vergaß einmal die Ehrfurcht gegen seine Großmutter so weit, daß er sie schlug, als der Vater nicht zu Hause war. Dieser bestrafte ihn bei der Rückkehr hart dafür. Der Knabe beschloß, das Haus anzuzünden. Er that es auch. Als aber das Dach Feuer gefaßt hatte, bekam er Angst und rannte durch das Dorf, um sich hinter einer Dornhecke am Ende desselben zu verstecken. Der Nachtwächter sah ihn laufen und gewahrte bald darauf das Feuer, das einen großen Theil des Dorfes einäscherte. Der Verdacht fiel auf den Knaben, der denn auch zitternd gestand und von der erbitterten Bewohnerschaft ins Feuer geworfen wurde. Zum Andenken daran steht auf einem kleinen Hügel ein hölzerner Pfahl.


Gymnasiast Schweder; vgl. Niederh. 1, 138 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 458-459.
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