1.

[46] Einer jungen Bauernfrau in Spornitz wurde ihr Kind von einem Unterirdischen oder Mönk gestohlen und ein Wechselbalg dafür in die Wiege gelegt. Die Mutter sah es mit an, konnte sich aber nicht rühren und auch nicht rufen. Das Männchen theilte ihr mit, daß ihr Sohn einst König der Unterirdischen werden würde; sie müßten von Zeit zu Zeit ein Kind ihres Königs gegen ein Menschenkind austauschen, damit irdische Schönheit nicht ganz bei ihnen aussterbe. Das Zwergenprinzlein aber solle sie gut pflegen, dann werde es ihrem Hause an Segen nicht fehlen. Damit legte der Mönk ihr den Wechselbalg an die Brust und verschwand mit ihrem Kinde. Sie pflegte das Kind und der Wohlstand ihres Hauses nahm dabei sichtlich zu; der Wechselbalg blieb aber klein und häßlich und starb in seinem zwanzigsten Jahre.


Niederhöffer 4, 154 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 46.
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