67. Unterirdische im Damskerberge bei Göhlen.

[47] Einmal wurde ein Mädchen, das bei einem Bauer in Göhlen diente, von den Unterirdischen zu Gevatter gebeten. Sie weigerte sich lange, aber die Leute redeten ihr zu, da sie sonst die Unterirdischen beleidige. Am nächsten Sonntage ging sie nach dem Damskerberge; sie wurde freundlich empfangen und die Kindtaufe feierlich begangen. Als das Mädchen Abends zurückkehren wollte, gaben ihr die Unterirdischen die Schürze voll Erde mit. Sie wollte anfangs die Erde nicht nehmen; aber die Unterirdischen sagten, sie solle sie nur in ihrem Koffer aufbewahren, sie werde noch einst Gebrauch davon machen können. Das Mädchen that so, und als sie am anderen Morgen den Koffer öffnete, war die Erde zu lauter Gold geworden. Die Unterirdischen hatten ihr das Versprechen abgenommen, jeden Morgen und Abend, wenn sie die Kühe gemolken, eine Handvoll Milch in ein Mäuseloch zu gießen, das sich an der Schwelle der Thür zum Kuhstall befinde. Das Mädchen erfüllte die Zusage und sagte Niemand davon, bis eines Tages die Bäuerin sie dabei betraf. Sie fragte das Mädchen nach dem Grunde, erhielt aber keine Auskunft.[47] Da nahm sie eines Morgens einen Kessel voll siedenden Wassers und goß es in das Mäuseloch. Alsbald hörte sie ihr kleinstes Kind in der Wiege jämmerlich schreien und fand es, als sie hinzukam, über und über mit Brandwunden bedeckt.


Seminarist W. Fehlandt in Neukloster; vgl. Niederhöffer 4, 12 ff., wo eine sehr ausführliche, aber ausgeschmückte Geschichte von den Unterirdischen im Damskerberge zu finden ist.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 47-48.
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