69. Handwerkszeug vergessen.

[49] In Boitzenburg war einmal ein Böttcher, den rief es mitten in der Nacht, er solle ins alte Kloster kommen und sein Handwerkszeug mitnehmen, denn dort gebe es für ihn Arbeit. Er stand auch allsobald auf und da führte es ihn durch mehrere unterirdische Gänge, bis sie in einen großen Keller kamen, da stand Faß an Faß, alle voll Gold bis zum Rande und die sollte er mit neuen Reifen versehen. Aber es waren ihrer so viel, daß er sie kaum übersehen konnte; auf einmal erfaßte ihn ein Grauen, er ließ sein Handwerkszeug liegen, und lief, was er laufen konnte, bis er wieder zu Hause war. In der folgenden Nacht kam es wieder und brachte ihm sein Handwerkszeug zurück, mit vielem Danke, daß er es dagelassen, denn die Arbeit verständen sie selbst wohl gut, nur Handwerkszeug hätten sie nicht. Als der Böttcher nun am anderen Morgen aufwachte, da lag sein Handwerkszeug neben dem Bett, und dabei ein großer Haufen Gold, und so war er denn plötzlich ein reicher Mann, aber er wäre noch viel reicher geworden, hätte er die Arbeit selbst gethan.


Kuhn, NS. S. 59 f.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 49.
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