1.

[49] Wenn man von Kuhstorf nach Redefin geht, so kommt man, wenn man Kuhstorf eben verlassen hat, an einer mit Tannen bewachsenen kleinen Erhöhung vorbei, welcher Ort den Namen Bohnenberg führt. Vor langen langen Jahren sieht ein Pfänder aus Kuhstorf eines Nachts aus diesem Berg die Unterirdischen kommen, welche zu einer Hochzeit in Kuhstorf wollen. Der Pfänder hört, daß die Unterirdischen in einemfort rufen ›Mi ok ein'n, mi ok ein'n Haut.‹ Als der Pfänder ihnen zuletzt diese Worte nachruft, erhält er von den Unterirdischen zur Antwort ›Hir is süs kein Haut, as[49] Großvaders Kaffhaut‹; worauf der Pfänder antwortete ›Vör mi ok sacht gaud genaug.‹ Kaum hat er diesen Hut aufgesetzt, da sieht er, daß sich die Unterirdischen in das Hochzeitshaus begeben, und daß sich zwischen je zwei Hochzeitsgäste immer ein Unterirdischer setzt und mitspeist. Die Hochzeitsgäste jedoch sehen und merken nichts davon, daß die Tischgesellschaft sich um so und so viel vermehrt hat; solches sieht nur der Pfänder in seinem ›Kaffhaut.‹

›Dat 's 'n Haut, as Großvaders Kaffhaut‹ ist sprichwörtlich geworden, und noch heut zu Tage bezeichnet man in Kuhstorf mit dieser Redensart einen schon aus der Mode gekommenen Hut.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 49-50.
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