2.

[50] Der Schulzenfrau in Kuhstorf wollte es trotz der sorgfältigsten Pflege nicht gelingen, Kälber groß zu ziehen. Eines Tages kommt eine von den Unterirdischen und ladet die Schulzenfrau zur Kindtaufe ein, bei welcher Gelegenheit sie zugleich derselben den wohlgemeinten Rath mittheilt, den Kälberstall doch zu verlegen; denn unter demselben hätten sie, die Unterirdischen, ihre Wohnung, und weil die Kälber stets ihre Betten beschmutzt hätten, so hätten sie sich genöthigt gesehen, das frühe Hinsterben der Kälber zu bewirken. Die Schulzenfrau geht darauf zur Kindtaufe, und als sie sich wieder nach Hause begeben will, befiehlt die Wöchnerin, ihr ein Geschenk zu machen. In den Augen der Schulzenfrau besteht dieses nur in einigen todten Feuerkohlen; als sie jedoch, zu Hause angekommen, ihre Schürze öffnet, hat sie statt der Feuerkohlen lauter harte blanke Thaler im Schoße. Der Kälberstall wird verlegt und fortan gedeihen im Schulzenhause die besten Kälber.


Vgl. WS. 319, 330; Temme 220.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 50.
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