4.

[70] Ein herzoglicher Prinz wurde in Schwerin plötzlich ziemlich bedeutend krank und mußte nach dem alten Schlosse gebracht werden, um dort sich zu Bette zu legen. Gegen Abend wurde sein Befinden etwas besser und er kam zur Ruhe, seine Diener aber wachten im Vorzimmer vor der einzigen Thür, die in das Krankenzimmer führte. In der Nacht wurde der Fürst, der eine Nachtlampe bei sich brennen hatte, von einem Poltern und Rumoren erweckt, das in seiner Nähe sich hören ließ, was auch die Dienerschaft wahrnahm, ohne jedoch zu wagen, in das Zimmer ohne die Mahnung des Fürsten einzudringen. Als es Tag wurde, sah man im Zimmer Alles durcheinander geworfen und fand vor dem Bette an der Erde Medicingläser, Tassen und allerlei andere Geräthe in einem Kreise umherstehen. Ob der Prinz etwas gesehen, weiß man nicht, denn er soll sich nie darüber geäußert haben; das aber ist gewiß, daß er, da er wohler geworden, sofort das Schloß verließ und gelobte, nie wieder eine Nacht darin schlafen zu wollen, was er auch gehalten haben soll.


Präpositus Schencke.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 70.
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