20.

[16] Vor Jahren lebte in der Nähe von Wismar ein Edelmann, dem die Jagd über Alles ging. Er jagte so lange, bis gar kein Wild mehr im Walde war. Da trat einst ein Fremder an ihn heran, der ihm Wild in Fülle versprach, wenn er seinen Namen mit Blut in ein Buch einschreiben wolle. Der Edelmann that es unter der Bedingung, daß er jagen dürfe, so lange er wolle. Von da an jagte er nur noch eifriger und fehlte nie. Als er alt wurde und es zum Sterben ging, trat der Böse an sein Bett und wollte sein Recht geltend machen. Aber der Kranke sagte, er habe noch gar nicht die Lust verloren zu jagen. Wie lange er denn jagen wolle, fragte der Teufel. ›Ewig,‹ antwortete der Edelmann. ›Gut denn, so jagt in alle Ewigkeit hinein,‹ sagte der Teufel. Damit drehte er ihm das Genick um und fuhr von dannen. Plötzlich heulte es in der Luft, wie Hundegebell und Jagdruf, neunmal tobte es um's Haus, dann brauste es in die Lüfte und verschwand. Da begann die wilde Jagd, die bis zum jüngsten Tage währt.


Lehrer Kreutzer bei Niederh. 4, 136 ff.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 1, Wien 1879/80, S. 16.
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