655. Der Spuk bei der ›Hand‹.

[464] Auf der früheren Landstraße zwischen Dargun und Gnoyen, nicht sehr weit vom letztern Orte entfernt, stand ein einarmiger Wegweiser.[464] Man nannte diese Stelle hier ›die Hand‹; und es wurde von Leuten behauptet, daß es da zu gewissen Zeiten nicht recht geheuer sein sollte. Einmal spät Abends kehrte ein Fuhrmann aus Gnoyen von Dargun zurück. Als er mit seinem Gefährt bei der sogenannten Hand anlangte, kam ihm eine weiße Gestalt entgegen und verschwand zwischen den Vorderpferden. Jetzt standen die Pferde mit dem Wagen auf einmal still, schnaubten und waren trotz alles Antreibens nicht von der Stelle zu bringen. Dem Fuhrmann standen vor Entsetzen die Haare zu Berge; doch faßte er sich, stieg vom Wagen und schlug in den einen Zugstrang des Handpferdes einen, in seine Peitsche aber drei Kreuzknoten. Hierauf schlug er mit der Peitsche vor den Vorderpferden dreimal ein Kreuz. Nun stieg er wieder auf den Wagen und hieb auf die Pferde ein. Diese stürmten jetzt in rasender Eile vorwärts, so daß sie über und über mit Schaum bedeckt zu Hause anlangten.


Lehrer Schwartz nach Mittheilung der alten Zimmermannsfrau Schröder in Finkenthal.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 464-465.
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