671. Die Teterower mit dem Pferde-Ei.

[474] Einst verlor ein Bauer, als er durch Teterow fuhr, einen großen Kürbis vom Wagen. Da Niemand wußte, was für ein Ding dies sei, so trug man den Kürbis aufs Rathhaus, um dort auszumachen, was damit beginnen. Nach vielem Fragen und Streiten kam man überein, daß dies ein Ei sei, welches des Bauern Pferd dort verloren. Nun aber mußte es ja auch ausgebrütet werden und dazu ersah man sich den Bürgermeister aus, derselbe sollte auf dem höchsten Berge, wo die Sonne am wärmsten scheint, dies Geschäft besorgen. Das Brüten ging nun auch vor sich, der Bürgermeister setzt sich auf das Ei in den heißesten Sonnenschein. Nicht lange währt es, so schläft er ein und der Kürbis fängt an zu kollern, immer bergab, bis er in einem Dornbusch verschwindet. Zufällig aber saß ein Hase darin, der eilig die Flucht ergriff, als das Pferde-Ei in den Busch rasselt. Als das der Bürgermeister sah, lief er hinter dem Hasen her und rief ›Husching, Husching, kumm her, kennst denn din Mutter nich!‹


H. Burmeister-Körkwitz.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 474.
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