1995.

[430] Hirtensegen1. Bevor das Vieh (Schafe) zum erstenmale im Frühjahre ausgetrieben wird, spricht der hiesige Schäfer (Krackow) über das Vieh, welches den Tag herauskommt:

Das liebe Vieh geht diesen Tag und so manchen Tag und das ganze Jahr über manchen Graben, ich hoff und trau! Da begegneten ihm drei Knaben; der erste ist Gott der Vater, der andere2 ist Gott der Sohn, der dritte ist Gott der heilige Geist, die behüten[430] mir mein Vieh, sein Blut und Fleisch! und macht3 ein Ring um sein Vieh; und den Ring hat gemacht Mariam ihr liebes Kind, und der Ring ist beschlossen mit siebenundsiebzig Schlösser; das behüt mir Gott mein Vieh, sein Blut, Milch und Fleisch, daß mir kein böser Mensch anschaue, keine böse Hand angreife4, kein böser Wind anwehe, kein Thier beiß, wie auch kein wildes Thier zerreiß, kein Baum fällt, keine Wurzel stecke und kein Dieb nimmt und wegführt5 das Vieh. Im Anfange des erstenmals sei geschlossen und das ganze Jahr mit Vater, Sohn und heiligem Geist also fest beschlossen6.


Pastor Bassewitz.

1

Beinahe wörtlich wie WS. 2, 208, Nr. 593. Zweite Aufzeichnung in dem Hefte von Dr. Weidner in Rostock, mit folgenden Varianten:

2

Der zweite.

3

machen; richtiger.

4

nicht angreife.

5

kein Dieb wegführt.

6

mit Vater – Geist fehlt.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 430-431.
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