1505.

[311] Nachdem der Weizen von den Männern gemäht ist, wird er von den Frauen und Mädchen in Garben gebunden. Das Mädchen, welches die letzte Garbe bindet, nimmt von dieser Garbe eine handvoll Halme und bindet daraus den Weizenwolf. Die steifen Halme werden zu den Füßen und die Aehren zum Schwanz des Wolfes verwendet. Die Mähne läuft vom Kopfe bis zum Rücken und ist auch aus Aehren gemacht, die an einer Seite des Halses hängen und mit ihren kurzen Stengeln im Rücken des Halses befestigt sind. Der ganze Wolf ist ungefähr zwei Fuß lang und einen halben Fuß hoch. Das Mädchen, welches den Wolf gebunden hat, trägt ihn auch der ins Dorf zurückgehenden Arbeiterschar vorauf. Im Hause wird der Wolf auf einen hohen Gegenstand in der Stube, z.B. auf den Schrank gestellt, und dort bleibt er, bis er nach längerer Zeit von der Hausfrau in der Wirthschaft mit verbraucht wird.


Aus Brunshaupten. Seminarist Cammin.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 311.
Lizenz:
Kategorien: