1346.

[258] Früher, als die Feier des Gründonnerstags auf die Stunden von 10 bis 12 Uhr Vormittags festgesetzt war, sah man alle Bauern am Gründonnerstag Morgens um 6 Uhr mit Wagen, Pflug und Egge aufs Feld ziehen, wo sie bis 9 Uhr arbeiteten. Mochten nun die Pferde den ganzen Winter im Stalle zugebracht haben oder nicht, am Gründonnerstag holte sie der Bauer aus dem Stall und arbeitete mit ihnen. So war es noch vor etwa 12 bis 15 Jahren. Seitdem die Arbeit gesetzlich bis 12 Uhr Mittags verboten ist, ziehen die Bauern nach dem Gottesdienst mit ihren Pferden aufs Feld. Wer an dem Tage nichts auf seinem Acker thut, hat keinen Segen in dem Jahre; arbeitet er aber, so grünt nicht nur das Feld, sondern auch Menschen und Thiere sind gesegnet.


Aus Loissow bei Ludwigslust. Seminarist Offen.

Quelle:
Karl Bartsch: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Meklenburg 1–2. Band 2, Wien 1879/80, S. 258.
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