Zehnter Auftritt.

[103] Marzelline. Figaro.


MARZELLINE Figaro zurückhaltend, der auch abgehen will. Ein paar Worte noch, mein Sohn. Ich habe deinem jungen Weibchen ein Unrecht abzubitten. Ich glaubte, sie hielte es insgeheim[103] mit dem Grafen, obgleich Basilio stets versicherte, daß sie alle seine Anträge standhaft abgewiesen.

FIGARO. Du kennst deinen Sohn schlecht, Mütterchen, wenn du meinst, er ließe sich täuschen von einem Weibe. Auch die listigste führt mich nicht hinter's Licht.

MARZELLINE. Die Eifersucht plagt dich also nicht?

FIGARO. Was ist Eifersucht? Eine Ausgeburt der Eitelkeit, oder eine Raserei! In diesem Punkte, Mutter, bin ich von einem unerschütterlichen Gleichmuth, – ein praktischer Philosoph. Mein Suschen kann mich auf die Probe stellen. Gelingt es ihr, mich zu betrügen, so sei ihr im Voraus verziehen. Er gewahrt Fanchetten, die leise eingetreten ist und in der Galerie umhersucht.


Quelle:
Beaumarchais [Pierre-Augustin Caron de]: Figaro's Hochzeit. Leipzig [o. J.], S. 103-104.
Lizenz:
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Figaros Hochzeit oder Der tolle Tag
Die Figaro-Trilogie: Der Barbier von Sevilla oder Die nutzlose Vorsicht / Der tolle Tag oder Figaros Hochzeit / Ein zweiter Tartuffe oder Die Schuld der Mutter