X. Von dem Müntz-Werck.

[183] Ein Berg-Werck, das in gutem Stande ist, kan ohne ein Müntz-Werck nicht sein, weil solches allerhand Geld bedarff, um damit so wohl denen Berg-Bedienten und Arbeitern zu lohnen, als auch unter die Gewercken die darauff fallende Ausbeute auszutheilen, derowegen ich davon dem curieusen Leser einen kurtzen Bericht mittheilen will. Was nun dasselbe anbelanget, so wird das vor gedachte Brand-Silber von denen Müntz-Bedienten in dem Tiegel geschmoltzen, und wenn es nicht fein ausgemüntzet werden soll, demselben, so viel Roht, das ist Kupffer, als es vonnöthen, zugesetzet, hernach giesset man es in den so genannten Einguß zu Zainen oder Stäben, und machet Schrötlinge oder Stücke daraus, wenn denn solche ihre gebührende Form und Gewicht haben, und weiß gesotten sind, wird davon eines nach dem andern zwischen das Ober- und Unter-Eisen, in welche der Eisen-Schneider Wapen, Bildnisse und Schrifften geschnitten, geleget, und darauff mit[183] einem grossen Hammer aus allen Kräfften geschlagen, wodurch der Präger dem Silber die Gestalt derer Stempel einpräget, und solches also zum Gelde machet, wo aber das Geld Müntzen nicht mit einem Hammer- sondern durch ein Druck-Werck verrichtet wird, ziehet man die Zaine durch zwei stählerne fest über einander gefügte Waltzen, so die Pferde vermittels eines Rades, umtreiben, wodurch dieselben eine ziemliche Länge bekommen, darnach bringet man die ausgereckte krumme Zaine zum Vergleich-Werck, und windet sie durch den Durch-Laß, oder zwei stählerne zusammen gefügte Balcken, damit solche die gebührende Gleichheit erlangen mögen, und im Durch-Schneiden derer Blatten keine schwerer oder leichter als die andere sei. Endlich werden die durchschnittene Blatten weiß gesotten, und durch die grosse Presse, Taschen- und Schlag-Werck abgepräget. Auff gedachte Art verfertigen die Müntz-Bediente in der Müntze auff dem Claus-Thal, wie auch in denjenigen, so an andern Orten des Hartzes vorhanden sind, die Thaler und andere grosse Sorten; hingegen machen sie mit der kleinen kurtze Arbeit, indem die Zaine so fort zwischen denen Waltzen, darauff die Gestalt des Geldes geschnitten, in einem Stücke, daß offt neun und mehr Ellen lang ist, durchgezogen und gepräget werden. Aus diesem und Vorhergehenden kan nun ein jeder ersehen, wie viel Mühe und Arbeit es koste, ehe das Silber aus denen Ertzen gebracht, und zu Gelde gemachet werde, welches die Verschwender bedencken solten, als welche das Geld vor nichts achten, und bald liederlicher Weise verthun.

Quelle:
Behrens, Georg Henning: Hercynia Curiosa oder Curiöser Hartz=Wald [...], Nordhausen 1899 [Nach der Ausgabe Nordhausen 1703], S. 183-184.
Lizenz:
Kategorien: